Niko zeichnet ein Gefühl von Bob Raczka, Illustrationen von Simone Shin  

Niko ist ein abstrakter Expressionist, obwohl er es nicht weiß, und niemand um ihn herum weiß es. Er zeigt seinen Eltern eine Zeichnung, die aus gelben Streifen und roten Wirbeln und Knoten besteht, und erklärt: „Es ist die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht.“ Als Papa sagt, dass er die Sonne oder das Gesicht nicht sehen kann, antwortet Niko: „Das ist nicht mein Gesicht. Es ist die Wärme.“ So geht es auch in der Schule: Alle wollen wissen, warum Nikos Kunstwerke nicht das zeigen, was sie sehen: die Welt konkret visuell. Nikos Traurigkeit und das Gefühl, missverstanden zu werden, heben sich, als er seine neue Nachbarin Iris trifft: Ihre nachdenklichen, beschwingten Gesichtsausdrücke, wenn sie seine Kreationen betrachtet, sorgen für einige der schönsten Szenen von Shin (If I Could Drive, Mama) in dieser berührenden Geschichte. „Niko hat auf ihre Fragen gewartet“, schreibt Raczka (Wet Cement), aber Iris braucht Niko nicht, um irgendetwas zu erklären. Ihre eigenen Gefühle der Verwirrung und, was noch wichtiger ist, ihr Selbstbewusstsein darüber machen sie zu einer Seelenverwandten und zum idealen Publikum. Was kann sich ein Künstler mehr wünschen?

 Wöchentliche Rezension des Verlags